Die Gebäuden auf dem Hof

Ein imposanter Wikingerhof

Das Langhaus

Das Langhaus ist vom Typ Trelleborg-Fyrkat und wurde mit seinem Dach aus 5000 handbehauenen Dachschindeln aus 160 soliden Eichenstämmen erbaut. Das hierzu verwendete Holz stammt von den so genannten Flotten-Eichen, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts für den Wiederaufbau der 1801 bei der Schlacht auf der Reede vor Kopenhagen zerstörten dänischen Flotte gepflanzt worden waren.

Wie bei Bauten der damaligen Zeit oftmals üblich, ging der "vornehme" Teil des Langhauses nach Westen, und ganz im Osten lag der Stall. Der Stall in Gl. Hviding war auffällig klein; gegen Ende der Wikingerzeit wurden reguläre, vom Haupthaus getrennte Stallgebäude jedoch immer gewöhnlicher.

Im Langhaus wirst Du die Wikinger beim Essenmachen, beim Weben am Gewichtswebstuhl, beim Wäschewaschen sowie allen möglichen sonstigen für das Funktionieren eines Hofes dieser Gröβe notwendigen Arbeiten antreffen. Nimm selbst auf den mit Heu gefüllten Matratzen oder an der Tafel Platz, und spüre, in welcher Atmosphäre die Angehörigen der obersten sozialen Schichten gelebt haben.

Der Stall

Der Bauer in Gl. Hviding ist ein reicher und angesehener Mann. Er hat so viele Kühe, dass er einen gesonderten Stall gebaut hat - und am Abend können er und seine Frau sich in die weichesten Daunen betten. Freunde und Ansehen gewinnt man jedoch nur durch Freigebigkeit, und seine Gelage werden weithin gerühmt. Viele Gäste sind geladen, und es wird weder an Fleisch noch an Met gespart!

Das ganze Altertum hindurch haben sich Stall und Wohnung unter einem Dach befunden, oft mit dem Stall in östlicher Richtung. Im letzten Teil der Wikingerzeit sieht man jedoch so langsam reguläre Stallgebäude ohne Verbindung zum Haupthaus. Dass in Gl. Hviding nur ein ziemlich kleiner Stall am östlichen Ende des Langhauses gefunden wurde, deutet stark darauf hin, dass noch ein weiteres Stallgebäude auf dem Gelände gelegen haben muss. Das kann z. B. dieses Gebäude aus geflochtener Weide und Lehm gewesen sein.

Die Hofschmiede

Das Dunkel der Nacht senkt sich, und die meisten Menschen sitzen jetzt ums warme Herdfeuer versammelt - aber noch immer hallen schwere Schläge aus der Hütte des Schmiedes. Rot leuchtet Ihnen die Türöffnung entgegen, und keiner bemerkt es, als Sie über die Schwelle treten. Im Funkengestöber steht der schwarze Schmied und hämmert schweigend und konzentriert auf ein Stück glühendes Eisen ein. Er hat alle Hände voll zu tun, denn wir befinden uns mitten in der Erntezeit, und eine Sense ist entzweigegangen. Auf dem Bord an der soliden Bohlenwand liegen Feuereisen, Zangen, Hämmer, eine zerbrochene Messerklinge, verbogene Nägel und Beschläge für Pferde- und Ochsengeschirre. Die Kenntnis der Geheimnisse von Feuer und Eisen verschafft viel Arbeit - aber sie verleiht auch viel Macht und Ansehen.

Auf dem groβen Gehöft in Gl. Hviding lag die Schmiede - wie damals fast immer - entgegen der dominierenden Windrichtung und etwas abseits von der übrigen Hofanlage, aber noch innerhalb des Zaunes. Das Haus war reichlich 3,5 x 4,5 m groβ und aus Blockbohlen (waagerecht angebrachten Planken) errichtet, die vermutlich aus Eichenholz gefertigt waren.

Auf dem Erdboden steht in der Mitte ein erhöhter Schmiedeherd. Über einen Blasebalg wird dem Herdfeuer zusätzliche Luft zugeführt, damit die Temperatur die zur Eisenbearbeitung benötigten ca. 1000º erreicht. Ob der Wikinger-Schmied in Gl. Hviding auch über einen erhöhten Schmiedeherd verfügt hat, oder ob er vielleicht in der Hocke gearbeitet hat, weiβ keiner.

Das Blockhaus ('Bulhus')

"Sodtud!!!" erscholl ein hysterischer Ruf von dem Häuschen drüben, wo die Leute austreten gingen, um sich zu erleichtern, "Es ist kein Moos mehr da! Mach schnell!" Die gnädige Frau musste ihn aber auch immer antreiben, dachte Sodtud. Weshalb konnte sie sich nicht einfach mit einer Topfscherbe sauber schaben, so wie es die anderen taten? Er verlieβ die mollig warme Holzhütte, wo er mit all den anderen Knechten zusammen schlief, und trottete zum Apfelgarten hinüber. Hier fand er gewöhnlich das weiche, grüne Moos, mit dem sich die vornehmen Leute den Hintern abwischten. Unterwegs pflückte er auch ein paar Brennnesselblätter und riss sie in ganz kleine Stückchen …

Die Hofanlage in Gl. Hviding enthielt um 980 etliche gröβere und kleinere Wirtschaftsgebäude, u. a. dieses 50 m² groβe Werkstatthaus, das aus waagerecht aufeinander gelegten Eichenbohlen gebaut ist (ein Block(bohlen)haus). Es kann im Zusammenhang mit den täglichen Arbeiten auf dem groβen autarken Hof je nach Jahreszeit und Bedarf viele Funktionen gehabt haben: vielleicht nutzte man es bei der Zimmer- und Tischlerarbeit, als Schlachthaus, beim Fellgerben, Strohbinden und Weideflechten, als Töpferei oder zu anderen Zwecken. Vielleicht hat dieses Gebäude zeitweise auch einigen Leuten vom Hof als Wohnung gedient , z. B. Saisonarbeitern oder Knechten.

Die Feldscheune

Es kam ein Winter, der war so hart, dass alle Weiden zufroren. Storolf hatte viele Tiere, und sein Heu wurde bald so knapp, dass er damit rechnen musste, dass er seinen Viehbestand würde schlachten müssen, sollte kein Ausweg gefunden werden. So sandte Storolf seinen Sohn Orm zu Duftak, damit er um Heu bitte; doch Duftak sagte, er habe keins zu verkaufen. Da Orm aber so auf ihn eindrängte, sagte Duftak, er solle sich so viel nehmen, wie er selber tragen könne. Orm begibt sich also auf den Heuhof auf Holt, bricht das Tor auf, geht auf den größten Heuhaufen zu und räumt die Grassoden beiseite zusammen mit dem schlechtesten Heu.

Dann bückt er sich, zieht das Seil unter dem Heuhaufen hindurch und wendet den Haufen um. Danach schiebt er seinen Rücken unter den Haufen, greift das Seil und hebt ihn auf die Schulter. Manche sagen jedoch, er hätte zuerst noch den kleinsten Heuhaufen obendrauf gelegt. Dieses Heu brachte Storolfs Vieh so gut über den Winter, dass er im Frühjahr nicht schlachten musste. Hieraus entstand zwischen Duftak und Storolf eine lange währende Feindschaft.
(frei nach der Sage von Orm Storolfssøn)

Wie heute mussten die Bauern der Wikingerzeit Winterfutter für ihre Haustiere lagern; es sind jedoch keine Funde von Heuscheunen aus dieser Zeit bekannt. Die Feldscheune im Ribe Vikingecenter ist eine sehr einfache und leichte Konstruktion mit Strohdach und Wänden aus Weidengeflecht ohne Lehmbewurf.