Die älteste Stadt in Dänemark ... und Skandinavien
Ribe entstand um 700 n. Chr. auf der Nordseite vom Fluss Ribe Å, wo die Straße Sct. Nicolaj Gade heute liegt. Damals hieß die Stadt Ripa. Unter Sct. Nicolaj Gade haben die Archäologen Hausböden, Müll, verlorene Dinge und andere Zeugnisse der damaligen Menschen, Handwerke und Waren ausgegraben. Außerdem wurde eine Bohlenstraße entdeckt. Zwischen ca. 700 n. Chr. und bis zum Beginn des 10. Jahrhunderts war sie die Hauptstraße, die den 65 m breiten und über 200 m langen marktplatz duchschnitt. Entlang der Straße standen Werkstätten und Verkaufsstände. Die Grundstücke waren durch schmale Gräben und Weidenzäune abgegrenzt, und vom Marktplatz aus hatte man einen einfachen Zugang zum Fluss.
Wenn man sich den Marktplatz der Wikinger nur schwer vorstellen kann, sollte man das Ribe VikingeCenter besuchen. Hier haben wir etwa ein Fünftel des ursprünglichen Marktplatzes rekonstruiert.
Der Beginn des Marktplatzes
Es ist ungewiss, wer den Handelsplatz angelegt hat. Wenn man aber die geographische und archäologische Lage betrachtet, entstanden in den Jahren 600 bis 700 unter einer gemeinsamen friesischen Zivilisation, entlang der jetzigen dänischen, deutschen und niederländischen Küste, eine Reihe von Handelsplätzen. Ribe ist der nördlichste dieser Handelsplätze, nahe an der Grenze des südlichen Skandinaviens. Es könnten daher friesische Kaufleute gewesen sein, die sich hier niedergelassen haben und einen saisonalen Markt gegründet haben, um ihre Waren in der Gegend zu vertreiben. Vermutlich hatten nach einigen Jahren einflussreiche Dänen ein Interesse daran, den Handelsplatz zu übernehmen und zu verwalten. Die Etablierung von Parzellen auf dem Platz und die Verwendung lokaler Münzen, die sogenannten Wodan/Monster-Sceattas, sind Anzeichen dafür.
Der Marktplatz war in 40 bis 50 Parzellen unterteilt, in denen Handwerker und Händler an ihren Ständen verkaufen konnten, wahrscheinlich gegen eine Gebühr. Archäologische Untersuchungen aus dem Jahr 2018 zeigen, dass auf einigen der Parzellen bereits im Jahr 710 richtige Häuser standen. Es ist jedoch nicht sicher, ob diese Häuser das ganze Jahr oder vielleicht nur in den Sommermonaten bewohnt waren.
Handwerk und Waren
Es wurden Werkstattabfälle von der Arbeit mit Stoffen, Leder, Hörnern, Knochen, Glas, Bernstein, Bronzeguss usw. gefunden. Auf dem Markt wurden auch viele importierte Waren gefunden: Teile von Trinkgläsern, Wetzsteinen, Mühlsteinen, Walbein, Bergkristall, Schmuck und Keramik. Hinterlassene Kuhfladen beweisen, dass hier auch mit Rindern gehandelt wurde, und wir sollten uns einen lebhaften Umsatz von leicht verderblichen Produkten wie Holz, Behälter aus Birkenrinde, Pelze, Brot, Mehl, Fisch, Salz und dergleichen vorstellen.
Ein Marktplatz mit eigener Währung
Man hat wahrscheinlich Waren und Dienstleistungen getauscht, aber auch kleine Silbermünzen wurden seit Beginn des Marktplatzes als Zahlungsmittel verwendet. Ausgrabungen zeigen, dass die ausländischen Münzarten ab ca. 720 mit Ribes eigener Münze ausgetauscht wurden. Diese wurden bis ca. 800 benutzt und davon wurden 150 Exemplare auf dem Marktplatz verteilt gefunden. In den umliegenden Dörfern wurde diese Münze von Ribe nur an einem Ort gefunden, was darauf hindeutet, dass sie eng mit dem Handel auf dem Marktplatz in Ribe zusammenhing.
Die Entwicklung des Marktplatzes
Mitte der 700er Jahre waren die Parzellen, die für den Markt nach seiner Gründung charakteristisch waren, fast verwischt. Das Gelände war unebener, und Ausgrabungen im Jahr 2018 haben gezeigt, dass es auf dem Platz mehrere, größere Werkstätten gab.
Die Lage von Ribe an der Nordsee war entscheidend für die Entwicklung der Stadt. Waren wurden entlang der Wasserstraßen transportiert, wodurch ein starkes und weitreichendes Netz von Handelsstädten entstand, und in der letzten Hälfte des 8. Jahrhunderts hatte das Segelschiff im Norden seinen Durchbruch. Man kann sagen, dass Ribe eine Brücke zwischen den Welten war.
Für einen Handwerker war es äußerst attraktiv, sich in Ribe niederzulassen, weil es sowohl Zugang zu Rohstoffen, als auch gute Absatzmöglichkeiten gab. Beispielsweise wurden zahlreiche Spuren von spezialisierten Handwerkern gefunden, von Eisenschmieden, Bernsteinschnitzern, Lederschneidern, Kammmachern und Schmuckschmieden. Sie siedelten sich an und lebten mehrere Generationen in der Stadt.
Die Archäologen haben auch Spuren von mehreren Perlenmacherwerkstätten gefunden, einige kleine temporäre und eine größere Dauerwerkstatt. Das Rohmaterial (farbige Glasmosaike) wurde von weit her nach Ribe gebracht und die Glasperlenmacher haben mit verschiedenen Farb- kombinationen gearbeitet. Ab etwa 780 wurden vermutlich große Mengen von massenproduzierten Perlen aus Städten wie Raqqa (Syrien) importiert, wodurch die lokale Produktion verdrängt wurde. Die Glasperlenmacher in Ribe wurden so irgendwie zu einem frühen Opfer der Globalisierung.