Neue Erkenntnisse
Die Ausgrabungen der letzten Jahre rund um den Dom in Ribe, brachten neue Erkenntnisse über die Geschichte des frühen Christentums in Dänemark. Die Archäologen haben u.a. christliche Gräber aus dem 9. Jahrhundert gefunden, und Analysen stellen fest, dass es sich dabei um in Ripa und Umgebung aufgewachsene Menschen handelte. Das bedeutet, dass es schon christliche Dänen mindestens 100 Jahre früher gab, bevor Harald Blauzahn auf dem Runenstein in Jelling schrieb, dass er "die Dänen zu Christen gemacht hat".
Von Heidentum zum Christentum
Die Wikinger in Ribe hatten enge Handelskontakte mit Dorestad und den Gebieten entlang des Rheins, und daher kannten sich auch viele mit den Christen und dem Christentum aus. Unter den ausländischen Händlern, die zu Ribe kamen, gab es zweifellos auch viele Christen, die gern ihren Glauben in einer Kirche mit gleichgesinnten ausüben wollten. Einige Händler wollten gar nicht mit Heiden handeln, so dass es gute Gründe dafür gab, warum der dänische König Horik Mitte des 8. Jahrhunderts den christlichen Bischof und Missionar Ansgar erlaubte, Kirchen in den wichtigsten Handelsstädten zu bauen. Erst in Haithabu und ca. 10 Jahre später in Ribe.
Die meisten Menschen hielten am nordischen Götterglauben mit Odin und Thor fest. Archäologen schätzen jedoch anhand der Anzahl der christlichen Gräber, dass es in Ribe und im umliegenden Land eine christliche Gemeinde von bis zu mehreren tausend Mitglieder gegeben hat. Der Umfang des Friedhofs weist auch darauf hin, dass die Kirche in Ribe wahrscheinlich die Tauf- und Hauptkirche für eine sehr große ländliche Gegend war, vielleicht für ganz Jütland.
Die Überreste der Kirche, die Ansgar im Jahr 855 bauen durfte, liegt wahrscheinlich unter den heutigen Dom von Ribe.
Die Rekonstruktion der Ansgar Kirche
Zwar gibt es keine konkrete Spur der Kirche, aber es gibt ausreichende allgemeine Kenntnisse der Kirchenbauten aus dem 9. Jahrhundert, so dass das Ribe VikingeCenter in der Lage ist, eine Rekonstruktion der Ansgar-Kirche aus dem Jahr 860 zu bauen.
Größe und Konstruktion der Kirche beruhen auf einem archäologischen Fund in Tostedt in der Nähe von Hamburg, wo Ansgar Bischof war. Die Ausschmückung der Kirche ist im typischen Stil jener Zeit.
Die Ansgar Kirche wurde im Mai 2018 geweiht.
Seht hier unseren Dokumentarfilm über den Bau der Kirche:
Die Glocke
Die Glocke in der Ansgar Kirche ist eine Kopie der Haithabu Glocke, die 1978 im Wasser bei Haithabu (Hedeby), einem Handelszentrum der Wikinger, gefunden wurde. Sie wird auf das 10. Jahrhundert datiert und ist damit die älteste in Nordeuropa gefundene Kirchenglocke. Wir wissen nicht, ob die Glocke beim Transport über Bord fiel oder sie absichtlich ins Wasser geworfen wurde. Wir wissen auch nicht, für welche Kirche sie bestimmt war, aber Mitte des 9. Jahrhunderts erhielt Ansgar vom König die Erlaubnis, Kirchen in Haithabu und Ribe zu bauen und Glocken zu läuten. Die Entdeckung der Haithabu Glocke sagt etwas über die frühe Einführung der neuen Religion aus und darüber, wie Kirchen mit Glocken ausgestattet wurden, um den Gottesdienst zu läuten.
Die Glocke in der Ansgar Kirche wurde im Wikingermuseum in Haithabu gegossen, wo auch die Originalglocke ausgestellt ist. Anschließend brachten die freiwilligen Handwerker, die an der Aufgabe beteiligt waren, die Glocke mit Karre und Wikingerschiff nach Ribe. Seht hier unseren Dokumentarfilm über die Reise der Kirchenglocke: